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Frühgeschichte und Moshoeshoe (bis 1870)

Frühgeschichte und Moshoeshoe (bis 1870)

Frühgeschichte

Vorbemerkung: Die Namen der Völker, Volksgruppen, Stämme und Clans, sowie ihre Siedlungsgebiete und Wanderwege sind unter Experten umstritten. Bei vielem herrscht Übereinstimmung, bei manchem weniger, einiges wird wohl immer im Dunkel der Geschichte bleiben. Im Folgenden werden deshalb Namen und Bezeichnungen gewählt, bei denen weitgehend Einigkeit besteht. Auch die Zeitangaben für die Frühgeschichte differieren zwischen den Ethnologen erheblich und weichen z.T. mehrere Jahrhunderte voneinander ab.

Die Khoi waren wohl die ersten Bewohner des südlichen Afrikas. Ihre Bevölkerungsgruppe wurde erst von den Europäern in zwei unterschiedliche Gruppen, die der Khoikhoi (Hottentotten) und die der San (Buschmänner) eingeteilt. In der modernen Ethnologie wird jedoch heute die Wortschöpfung 'Khoi-San' ganz allgemein für eine im südlichen Afrika beheimatete Bevölkerungsgruppe genutzt. Eine umfangreiche genetische Studie eines internationalen Forscherteams, das verschiedene Bevölkerungsgruppen, darunter auch die Khoi-San, untersuchte, zeigt, dass diese Volksgruppe älter als andere Volksgruppen des modernen Menschen ist und ihre Stammlinie vor 100.000 Jahren entstand. Man geht davon aus, dass bereits vor 25.000 bis 40.000 Jahren die Khoi-San von Norden in das südliche Afrika eingewandert sind. Die Nachfahren leben heute überwiegend in der Kalahari-Wüste von Namibia und Botswana. Der Name diente wohl auch dem Zweck, ihre körperlichen Merkmale und kulturellen Gemeinsamkeiten herauszustellen. Denn beide sind von kleiner Statur und ihre Sprache weist Schnalzlaute auf. Diese frühen Bewohner betrieben Viehzucht, teilweise waren sie Jäger und Sammler. Sie hinterließen Höhlen- und Felsmalereien, die heute noch, nach vielen tausend Jahren, überall im südlichen Afrika, auch in Lesotho zu bewundern sind (beispielsweise bei Ha Baroana, 50 Kilometer östlich von Maseru).

Vor circa 2000 Jahren drangen von Norden erste Hirtenstämme der Bantu in die Gebiete der Khoi-San. Stärkere Wanderungsbewegungen in das südliche Afrika gab es dann ab dem 16. Jahrhundert, unter ihnen die Nguni und die Sotho. Sie verdrängten die Ureinwohner aus deren Siedlungs- und Jagdgebieten. Als Folge wird das Verhältnis zwischen den Khoi-San und den Bantu-Stämmen nicht ohne Konflikte gewesen sein, doch es gibt Hinweise, dass das Zusammenleben auch von Eintracht geprägt war. So tragen noch heute viele Berge und Flüsse San-Namen (z.B. Quthing und Senqu). Die Khoi-San haben zudem die Sprache der Sotho durch ihre Schnalzlaute bereichert und eventuell auch die männliche Beschneidung als Initiation in deren Kultur eingebracht. (Quelle: Pule 2002)

Die Sotho-Völker umfassen mehrere Untergruppen. In dem weiten Land, das von ihnen besiedelt wurde, können drei Untergruppen unterschieden werden:

  • Tswana (auch westliche Sotho genannt). Sie besiedelten eher die Landstriche der Savanne (das Transvaal und Botswana)
  • Basotho (südliche Sotho) siedelten vorrangig in den Bergregionen, auch in denen von Lesotho
  • Nördliche Sotho (auch Pedi genannt)

Das von südlichen Sotho oder Basotho besiedelte Land erhielt zunächst den Namen Basutoland, später wurde daraus Lesotho.

Anmerkung: nicht alle Ethnologen stimmen dieser Aufteilung zu. Einzelheiten siehe beispielsweise bei Wikipedia (Sotho & Bantu) oder Langwhich.

Königreich unter Moshoeshoe (bis 1870) – Die Entstehung der Basotho-Nation

Obwohl bereits schon früher Bantu-Stämme nach Süden vordrangen, verstärkte sich die Wanderung vor allem im 16. Jahrhundert. Nun umfasste das Siedlungsgebiet der Basotho bereits weite Teile der heutigen südafrikanischen Provinz Freistaat, vor allem das fruchtbare Gebiet beiderseits des Mohokare Flusses (auch Caledon genannt). Bis ins 18. Jahrhundert war dieser Teil Lesothos für die spätere Entwicklung des Landes entscheidend. Hier war die Bevölkerungsdichte am größten, hier formten sich die größeren sozialen Gruppen verschiedener Stämme, legten die Grundlage für die spätere Entwicklung und machten das Land zu dem, was es heute ist.

Die Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts war geprägt vom Aufstieg von Moshoeshoe I. (*1785, †1870, siehe auch Unterkapitel 'Könige') zum Führer einiger kleinerer unabhängiger Stämme. Er war einer der Chiefs der südlichen Sotho, ein „genialer kleiner Dorfhäuptling”, dem es gelang, „durch kluge Kombination traditioneller Kräfte mit modernen Techniken und Denkweisen die Grundlagen des Staates zu schaffen” (Bilger 1976). Eine der Ursachen für den Erfolg seines Einigungswerkes war sein Kampf gegen den Expansionsdrang des Zulu-Königs Shaka, der mit seinen Eroberungen Angst und Schrecken verbreitete und ganze Flüchtlingsströme auslöste. Diese ‘Epoche des Schreckens’ (Lifaqane oder Mfecane: erzwungene Wanderschaft), in der es auch Kannibalismus gegeben haben soll, ist bis heute im Bewusstsein der Menschen haften geblieben. Der Kampf um Wasser und Landressourcen nach den Dürreperioden zu Anfang des 19. Jahrhunderts, die Verfügbarkeit von Waffen durch die europäischen Siedler und der Sklavenhandel taten ein Übriges, den Druck zur Einigung zu verstärken. Moshoeshoe I., den alle nur den ‘Großen’ nennen, war der charismatische Führer, der den Clans Schutz und Sicherheit in einer Zeit der Wirren versprach und die Voraussetzungen für die spätere Basotho-Nation schuf. (Quelle: Pule 2002)

Das alles beherrschende und zugleich identitätsstiftende Symbol für den Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit ist der Berg Thaba-Bosiu. Um den Angriffen feindlicher Stämme auszuweichen, verschanzte sich Moshoeshoe 1824 mit seinen Getreuen und Flüchtlingen auf diesem Berg. An dieser uneinnehmbaren Festung scheiterten alle Angriffe. Zuletzt verlor dort der Burengeneral Luow Wepener 1865 sein Leben. Das Bergplateau konnte nur auf steilen Wegen erreicht werden und bot auf seinem Rücken eine Hochfläche von fünf km² mit Weidefläche und Wasser. Zu dieser Zeit zählte die Basotho-Nation schon mehr als 25.000 Anhänger, davon 2000 auf oder in der Nähe des Thaba-Bosiu. Weder feindliche Stämme, noch später die Buren, konnten das Plateau einnehmen. Erst 1870 wurde der Regierungssitz nach Matsieng verlegt. Als der König 1870 stirbt, umfasst die Nation schon 150.000 Menschen. Schon früh hatte Moshoeshoe die Unterstützung einiger Missionare erlangt, vor allem von der Pariser Mission. Bekannt sind der französische Missionar Casalis und Thomas Arbousset, die einen engen und freundschaftlichen Kontakt pflegten.

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