Konflikte und FragilitätEinige wichtige Faktoren, die die gegenwärtige sozialökonomische und sozialpolitische Lage in Lesotho geprägt haben, sind sicher:
Wenn auch die Geschichte von Lesotho den Menschen gelehrt hat, wie wichtig Einheit und ethnische Identität für Freiheit und nationale Unabhängigkeit sind, so sehr ist heute der innere Frieden durch fehlenden inneren Zusammenhalt der Gesellschaft gefährdet. Dazu trägt nicht nur die Armut bei, sondern auch das Misstrauen gegenüber politischen Kräften. Die Erinnerungen an den ersten Staatsstreich 1971 und die blutigen politischen Auseinandersetzungen 1998 schafften Misstrauen, und "bittere politische Erinnerungen an die Vergangenheit werden in persönlichen Rachegelüsten…. umgesetzt" (Quelle: Odendaal 2000). Trennlinien entlang Ethnien, Sprache, Religion und Probleme mit Minderheiten gibt es in Lesotho nicht. Kämpfe, zum Teil auch sehr blutige, fanden zwischen den Klans statt. Die innenpolitischen Auseinandersetzungen, im Zusammenhang mit Revolten und Staatsstreichen im vergangenen Jahrhundert, bedrohen allerdings den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft, weil politische Auseinandersetzungen immer noch in persönliche Drohungen und Angriffe ausarten. Die Wahlen 2012, die ersten, die einen demokratischen Wechsel zur Folge hatten und im Ergebnis von allen Akteuren akzeptiert wurden, waren ein ermutigendes Zeichen für eine positive Entwicklung der Gesellschaft. Jedoch folgten erneut Auseinandersetzungen zwischen den politischen Eliten und auch die vorgezogenen Wahlen 2015 führten nicht zu ihrer Beilegung. Die andauernden politischen Machtkonflikte wirken sich auch auf die soziale Lage aus. Denn für eine nachhaltige Reduktion der Armut und einer Eindämmung der HIV-Ausbreitung bedarf es auch einer stabilen Regierung. Über die Hälfte der Bevölkerung lebt noch immer in extremer Armut (weniger als 1 Dollar täglich) und nach Schätzungen ist jeder vierte Erwachsene mit dem HI-Virus infiziert. Die hohe HIV-Infektionsrate ist in erster Linie für die niedrige Lebenserwartung verantwortlich. Ebenfalls liegt mit 51 je 1000 Geburten die Säuglingssterblichkeitsrate hoch. (Quelle: CIA World Factbook & UNDP) Soziale Trennlinien verlaufen heute eher entlang von reich und arm, denn die ökonomische Benachteiligung der Landbevölkerung gegenüber der Stadtbevölkerung ist groß. Entsprechend hoch ist die ungleiche Einkommensverteilung. Diese soziale Ungleichheit ist auch für die hohen Kriminalitätsraten mitverantwortlich. |