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Ehe, Familie und traditionelle Dorfstruktur

Ehe, Familie und traditionelle Dorfstruktur

Traditionelle Brautwerbung und Hochzeit

Die Phase der Werbung begann in der Regel mit dem Vorschlag des Vaters des Jungen an die Eltern des Mädchens. Waren die Eltern des Mädchens einverstanden, erhielt der Vater eine Kalebasse mit Wasser. In Begleitung einiger Freunde besuchte der Junge dann das Mädchen. Sollte sie den zukünftigen Ehemann akzeptieren, schenkte sie ihm einen Schal. Es war auch Sitte, ihm Essen anzubieten, das er aber zurückweisen sollte, um zu unterstreichen, dass der aus Liebe und nicht aus Hunger gekommen war.
Mit der Übergabe des Brautpreises (bohali) an die Familie der Frau wurde die Heirat bestätigt. Von nun an war sie Mitglied der Familie des Mannes und ihre Kinder würden auch seinen Namen tragen. Der Brautpreis betrug in der Regel 20 Rinder, 1 Pferd und 10 Schafe oder Ziegen. Nur selten wurde die Bezahlung auch sofort in voller Höhe geleistet. Spätere Zahlungen sollten die Bande zwischen den Familien stärken. Nach diesem Arrangement wurde die Hochzeit gefeiert.

Heute ist es üblich, dass die Hochzeit erst stattfindet, wenn das Brautpaar weggelaufen ist, oder der Bräutigam mit seinen Freunden das Mädchen seiner Wahl entführt hat. Das Mädchen wird dann von der Familie des Jungen willkommen geheißen und die Hochzeit kann stattfinden. Die Familie des Mädchens schickt dann die Aussteuer (trousseau) hinterher. Indem der Bräutigam die erste Rate von 6 Rindern oder die entsprechende Geldsumme übergibt, bezeugt er die vollzogene sexuelle Verbindung. Allerdings können die Kinder erst die Namen des Klans annehmen, wenn er den Rest des 'bohali' bezahlt hat. 

Die Familien-Klans tragen oft den Namen eines Tieres wie zum Beispiel Krokodil oder Bär. Nur über die männliche Linie wird der Name weitergegeben.

Ein noch bestehender Brauch ist die Witwenvererbung (widow inheritance): Wenn ein verheirateter Mann stirbt, ehelicht einer seiner Brüder oder Vettern die Witwe. Dieser Brauch garantierte, dass die Kinder weiter dem Klan des verstorbenen Ehemannes angehören und außerdem sind die Witwe und ihre Kinder auf diese Weise versorgt. Jedoch ist diese Praxis immer weniger verbreitet. Sie geriet unter anderem im Kontext der HIV/AIDS-Problematik unter starke Kritik. (Quelle)

Kindererziehung

In den ersten zwei Jahren bleibt das Kind sehr an die Mutter gebunden. Während sie arbeitet, das Feld bearbeitet, wäscht, den Haushalt besorgt oder über weite Strecken Wasser und Brennholz holt, trägt sie das Kind auf ihrem Rücken. Ältere Geschwister werden stark in die Erziehung der jüngeren mit eingebunden und übernehmen viele Aufgaben im Haushalt.
Nach einem Spruch in Lesotho heißt es: "Man braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen". In diesem Sinn ist es Aufgabe jeder Frau im Dorf, bei schlechtem Benehmen des Kindes einzuschreiten oder, wenn die Situation es erfordert, entsprechende Hilfe zu leisten (Quelle siehe oben).

Traditionelle Dorfstruktur

Typische ländliche Behausung einer Familie. Photo: BöxkesTypische ländliche Behausung einer Familie. Photo: BöxkesAuch heute noch bestimmen patriarchalische Verhältnisse das Leben in den ländlichen Gebieten. Vor allem hier werden die alten Sitten und Gebräuche der Basotho gepflegt. Dabei ist das Dorf der kulturelle Mittelpunkt. Es hat eine fest gefügte Ordnung, an deren Spitze der Dorfvorsteher/Chief (morena) steht. Der Begriff des Chiefs variiert stark: einmal ist er der Dorfvorsteher, ein andermal der regionale Führer, der dem Dorfvorsteher übergeordnet ist oder er ist Führer eines Klans.

Jedes Dorf (motse) bildet die Basis der administrativen Kontrolle. Die Anzahl der Bewohner variiert stark. Seine Struktur folgte einigen Grundprinzipien: das Haus des Dorfvorstehers stand im Zentrum, daneben das Haus seiner Hauptfrau. Die Häuser der anderen Frauen gruppierten sich darum herum, je nach Seniorität. Vor dem Haus des Dorfvorstehers lag der Dorfplatz, daneben der Kraal für das Vieh und die Ställe. An dieser Grundstruktur des Dorfes hat sich bis heute wenig verändert. Auch heute noch besteht ein Dorf zumeist noch aus strohgedeckten Rundhütten, den 'rondavels'. Bei Familien mit etwas Kapital (z.B. bei Lehrern) sind kleine gemauerte Häuser mit einem Wellblechdach üblich.
Das Leben folgte einer gewissen Routine, wobei die Aufgaben der Männer und Frauen streng getrennt waren. Gewöhnlich aß die Familie gemeinsam, es sei denn Besucher kamen. Dann aßen die Männer zuerst und dann die Frauen und Kinder.

Die Männer versammelten sich in einer 'pitso' (Versammlung) an besonderen Plätzen (lekhotla), um wichtige Themen zu besprechen, an einer Gerichtsverhandlung teilzunehmen oder ihre Stimme einzubringen bei Fragen, die dem Dorfvorsteher zur Entscheidung vorgelegt wurden. Diesem oblag auch das Recht, das Ackerland zuzuteilen. Der 'pitso' ist noch heute weit verbreitet.

Nach der Einführung des Pfluges übernahmen die Männer von den Frauen die Feldarbeit und kümmerten sich um das Vieh, während die Frauen den Haushalt besorgten und für die Ernte verantwortlich waren. Dabei ist es bis heute weitgehend geblieben.

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