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Wirtschaftssektoren und Außenhandel

Wirtschaftssektoren und Außenhandel

Das Handelsdefizit ist hoch. Nach Schätzungen des CIA World Factbooks hat Lesotho 2016 für $ 851 Millionen exportiert, aber für $ 1,68 Milliarden importiert. Die große Masse der Importwaren stammt aus Südafrika und ein kleinerer Anteil aus Asien.

Lesotho verfügt über keine besonders diversifizierte Wirtschaft. Wichtige Wirtschaftssektoren sind unter anderem die Wasserwirtschaft, die Textilindustrie, der Diamantenbergbau und der Tourismus. Ebenfalls erheblich ist der Beitrag der basothischen Wanderarbeiter in Südafrika zum BIP.

Wasserwirtschaft - Lesotho Highlands Water Projects

Katse Staudamm. Photo: Böxkes Katse Staudamm. Photo: Böxkes Die Berge von Lesotho sind zwar für eine intensive Landwirtschaft wenig geeignet, dafür aber haben diese Landstriche etwas, worum viele Länder in Afrika Lesotho beneiden: Wasser. Die schweren Regenwolken werden an den steilen Hängen der Bergketten im Osten des Landes gezwungen aufzusteigen, abzukühlen und ihre Last abzugeben. Die Regenmassen konzentrieren sich in den Bergregionen und sind so einer der wenigen Rohstoffe, über die das Land verfügt. In einem gigantischen, nicht unumstrittenen Großbauprojekt (Highlands Water Project) werden die Wassermassen gesammelt und großenteils nach Südafrika exportiert.

Das Lesotho Highlands Water Project ist ein Talsperrenprojekt, das mit der Unterzeichnung des Vertrages mit Südafrika 1986 begann. Es wurde mit Mitteln der Weltbank finanziert. Mit dem Bau wurde drei Jahre später angefangen. Das Projekt umfasst den Bau von fünf Talsperren, von denen bereits zwei fertig gestellt wurden (Katse-Talsperre und Mohale-Talsperre).
Das Wasserprojekt umfasst zwei Phasen. Die Phase I mit dem Bau der Staudämme Katse und Mohale wurde 2004 abgeschlossen. 2014 wurde mit der Projektplanung für den Polihali Damm in Mokhotlong begonnen. Anfang 2017 sollte der tatsächliche Bau des Dammes in Angriff genommen werden. Es kam jedoch immer wieder zu Verschiebungen. So hat u.a. der Minister für Bergbau drei Lizenzen für die Prospektion zur Diamantensuche im Baugebiet an drei Bergbauunternehmen, trotz heftiger Kritik auch von Umweltschützern, vergeben und damit das Staudamm-Projekt infrage gestellt. Ursprünglich sollte die Phase II bereits Ende März 2015 abgeschlossen sein. Derzeit rechnet man mit einer Verzögerung von etwa 10 Jahren.

In einem Interview der ‘Lesotho Times’ vom 23. April 2015 gab die Vorsitzende des Lesotho Highland Wasserprojekts (Chief Executive of the Highlands Development Authority, LHDA), Refiloe Tlali, einen Bericht über den Entwicklungsstand der Phase II des Wasserprojektes. Sie wies auf die Komplexität der Zusammenarbeit der verschiedenen multinationalen Organisationen hin, die für Ausschreibungen, die Bereitstellung geeigneten Fachpersonals, die Infrastruktur von Straßen und Stromleitungen und Umsiedlungsprojekte zuständig seien. Die LHDA könne dazu im Einzelnen keine Stellung abgeben. Im Laufe dieses Jahres jedenfalls und auch noch in den folgenden würden geeignete Bauunternehmen ausgewählt. Einfluss darauf habe die LHDA nicht. Der Hauptgrund für die Verzögerungen seien die Beschaffungsrichtlinien und die Verfahren. Die Einigung der beiden Länder (Lesotho/Südafrika) habe länger als erwartet gedauert.
Um die zeitliche Verzögerungen aufzuholen, hat nach Aussagen von Frau Tlali die LHDA eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Dazu zählt vor allem das Vorziehen der Flussumleitung statt der üblichen Wasserumleitung durch Tunnel, damit das Bauunternehmen sofort mit dem Bau des Fundamentes beginnen kann.
Frau Tlali weist Vorwürfe zurück, die Fertigstellung der beiden Staudämme habe einen ungünstigen Einfluss auf Klima, Wetter und Umwelt gehabt. Wissenschaftliche Studien hätten dafür keinen Beweis gebracht, aber alles werde getan, um mögliche Auswirkungen auf Wasserqualität, Pflanzen und Tiere, Gesundheit und die Kultur der in der Nähe des Dammes siedelnden Gemeinden zu verringern.
Noch seien keine Familien umgesiedelt worden. Doch werden wohl fünf Ortschaften vollständig umgesiedelt, von drei weiteren werden eine Reihe von Häusern betroffen sein. Einige Häuser von zwei Ortschaften werden bereits wegen Vorarbeiten umgesiedelt werden müssen. Sicher seien bei einem Bauvorhaben solchen Ausmaßes Klagen und Beschwerden zu erwarten wie während der Bauphase I, doch werde alles unternommen, den Menschen zur Seite zu stehen und Fehler im Zusammenhang mit Phase I zu vermeiden.

Ashriver Outfal. Photo: Ministry of Energy and Water. Mit freundlicher Genehmigung der lesothischen Botschaft in Berlin.Ashriver Outfal. Photo: Ministry of Energy and Water. Mit freundlicher Genehmigung der lesothischen Botschaft in Berlin.Das vorrangige Ziel des Projektes ist der Wasserexport nach Südafrika in die bevölkerungsreiche Region Gauteng, die nur über geringe Niederschlagsmengen verfügt und zudem eine ausgeprägte Industrie besitzt. Der Wasserexport erfolgt durch komplizierte Leitungssysteme von den Staudämmen bis nach Südafrika. Der steigende Wasserbedarf Südafrikas in der Region Gauteng kann nur durch einen schnelleren Bau der weiteren Staustufen gedeckt werden. Doch Lesotho dringt bereits seit 2013 (Treffen in Sandton/Johannesburg) darauf, dass Südafrika dem Bau eines Kraftwerkes zustimmt, dass sowohl den Strombedarf Lesothos deckt, als auch den Export von 1200 Megawatt ermöglicht. Doch die Garantie für die Abnahme dieser Strommenge will Südafrika nicht geben. Für Südafrika ist die Abhängigkeit vom Wasserimport schon groß genug. Für Unmut in Südafrika hat auch die Absicht der Regierung in Lesotho gesorgt, das Kraftwerk weltweit auszuschreiben. Als Ministerpräsident Thabane gegen die endemische Korruption vorgehen will, kommt es zum Putsch, Flucht des Ministerpräsidenten und Neuwahlen (siehe unter „Geschichte“). Ob Südafrika seine Finger im Spiel hatte, wie die FAZ vermutet, bleibt ungeklärt.

Für Lesotho ist das Projekt auf den ersten Blick ein einträgliches Geschäft. Auf der einen Seite erzielt der Staat beträchtliche Einnahmen durch den Wasserexport und auf der anderen Seite kann Strom durch die Staudämme erzeugt werden.

Aber es gibt auch zahlreiche kritische Stimmen. Denn Tausende Einwohner wurden aus ihren Wohngebieten vertrieben und nur unzureichend entschädigt. Trotz des Wasserexports ist die Wasserverteilung in Lesotho sehr ungleich und bereitet in einigen Regionen Probleme für die Landwirtschaft. Zudem sind, wie nicht selten bei solchen Großprojekten, Umweltprobleme zu nennen und erhebliche Bestechungsgelder sind ebenfalls geflossen. Verwickelt waren auch deutsche Firmen.

 

'Wasserstreit am Orange River’, Audio-Beitrag des SRF von 2009 über die Wasserproblematik in Lesotho und Südafrika (53 Minuten)

Englischsprachige Dokumentation über die Katse-Talsperre (2013)

Textilindustrie

Der geringen Nachfrage nach Arbeitskräften in Südafrika konnte Anfang 2000 durch einen massiven Ausbau der Textilindustrie entgegengewirkt werden. Dies wurde durch die US-Handelsinitiative ‘African Growth and Opportunity Act’ (AGOA) ermöglicht. Das Abkommen gestattet einigen ausgewählten Ländern in Afrika die steuerfreie Einfuhr von bestimmten Produkten, darunter auch Textilprodukten. Die günstigen Bedingungen lockten Investoren aus dem Fernen Osten. Erstmals 2000 kamen taiwanesische Unternehmer, dann folgten chinesische, mauritische und malaysische Unternehmen. In nur drei Jahren entwickelte sich Lesotho zu einem der größten Textilhersteller in Afrika. Rund 50.000 Beschäftigte arbeiteten 2004 in dieser Branche. 

Zwar wurde das AGOA-Programm 2015 um weitere 10 Jahre verlängert, jedoch stellt die USA die Fortführung des Abkommens aufgrund der politischen Lage in Lesotho immer wieder infrage. Die lesothische Regierung gibt sich optimistisch, so auch nach einem Besuch des Ministers für Handel und Industrie in den USA im März 2017. 

Aber die Lage für die bisher erfolgreichen textilverarbeitenden Nationen änderte sich 2005 durch das Auslaufen des Multifaserabkommens (MFA). IPS Weltblick erläutert hierzu: „Ursprünglich sollte das MFA die Textilindustrien der reicheren Nationen schützen, die gegen die kostengünstigen Produkte der ärmeren Staaten keine Chancen zu haben meinten. Mit dem MFA konnten Länder daher Quoten für Textilimporte erlassen. Einige arme Länder wie Lesotho profitierten davon. Sie bekamen Zugang zu einem Markt, der sonst vielleicht von einem Herstellergiganten wie China dominiert worden wäre”. Die Folge des Endes von MFA in Kombination mit anderen wirtschaftlichen Faktoren waren Fabrikschließungen und Entlassung vieler Arbeiter.

Durch das Interim-Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPA) zwischen der EU und den AKP-Staaten im Juni 2009 kann Lesotho seine Textilprodukte dem europäischen Markt anbieten. Das bedeutet, die Textilunternehmen in Lesotho können unverarbeitete Stoffe aus Drittstaaten (wie dem asiatischen Raum) importieren, sie vor Ort weiter verarbeiten und dann auf dem EU-Markt verkaufen.

Auch wenn heute mit ca. 40 000 weitaus weniger Beschäftigte in der Textilbranche tätig sind als 2004, ist die Textilbranche nach wie vor der größte private Arbeitgeber in Lesotho und eine zentrale Wirtschaftssäule. Insgesamt gibt es über 40 Fabriken von denen etwa die Hälfte durch die Lesotho Textile Exporters Association (Interessenverband) vertreten wird. Ein Problem der Textilbranche ist jedoch die absolute Abhängigkeit von ausländischen Investoren.  

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Internationale Finanz-Corporation (IFC, Gesellschaft der Weltbankgruppe) starteten 2010 das Programm 'Better Work Lesotho'. Ziel des Programms ist die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Auch wenn das Programm durchaus Erfolge vorzuweisen hat, mangelt es unter anderem nach den Berichten von Better Work an der Umsetzung der Vorgaben zur Arbeitssicherheit. Aber die Arbeitsbedingungen sind dennoch weitaus besser als in Ländern wie Bangladesch.

 

Video 1: Better Work Lesotho über ihre Trainingsangebote für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Textilbranche (2014)

Video 2: Um den Job gebracht? - Wo die Krise Lesotho erreicht (GLOBAL 3000, Deutsche Welle 2008)

Gespräche über das AGOA-Abkommen mit dem Minister für Handel und Industrie (erstes Video) sowie mit einem Journalisten aus Lesotho

Bergbau / Diamanten

Der Startschuss für den lesothischen Diamantenbergbau erfolgte Ende 2004. Die Erträge sind jedoch eher bescheiden. Nach dem British Geological Survey wurde 2016 342.014 Karat gefördert. Nach einer Krise im Diamantenhandel 2009 geht es seit 2010 wieder aufwärts. Im Jahr 2012 lag Lesotho auf Rang 12 (von 24) der größten Diamantenexporteure und sein Anteil am Weltmarkt betrug 2011 unter 0,2 %.

Für Schlagzeilen sorgen vor allem Funde von sehr großen Diamanten. Bereits 1967 fand eine Frau zufällig einen 120 g schweren Diamanten, genannt Lesotho Brown, in den Malutibergen. Übertroffen wurde der damalige Fund 2008. In der Letseng-Diamantenmine fand man einen noch etwas größeren Diamanten (603 Karat, 121 g). Der  ‘Lesotho Promise’ wurde in Antwerpen für über 12 Millionen US-Dollar verkauft. Anfang 2018 sorgte ein neues Fund für weltweite Schlagzeilen. In der Letšeng-Mine wurde ein 910 Karat schwerer Rohdiamant gefunden. Der damit 182 Gramm schwere Stein gilt als der fünftgrößter jemals geborgener Diamant weltweit. In einem Bieterverfahren in der belgischen Stadt Antwerpen wurde der Diamant für 40 Millionen Dollar verkauft. Das britische Diamantenbergbauunternhemen Gem Diamands hält 70% der Anteile an der Letšeng-Mine, Lesothos Regierung 30 Prozent.

In Lesotho befinden sich die Minen im Norden des Landes. 

Minen in Lesotho

Diamantenerträge in Karat (1 Karat = 0,2 Gramm)

 2007 (Jahr) 2008 (Jahr) 2009 (Jahr) 2010 (Jahr) 2011 (Jahr) 2012 (Jahr)
 230 000 250 000 90 000 110 000 220 000 480 000
           
 2013 (Jahr)  2014 (Jahr)  2015 (Jahr)  2016 (Jahr)    
 414 013  346 017  304 232  342 014    

 

Kohle und Schiefergas

Die Lizenz für die Suche nach Kohle- und Gasverkommen im Süden des Landes wurde Ende April 2017 an zwei Unternehmen erteilt. Die Regierung erhofft sich einen bedeutenden ökonomischen Aufschwung und die Schaffung zahlreicher Arbeitsplätze. Der Minister gab sich mehrfach optimistisch.

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